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Ein Märchen

[Wolf am Abgrund]

Als ich am 23. Januar 2000 vor der Entscheidung stand, meinen alten Job zu verlassen, schwirrten mir unzählige Gedanken über den Sinn und Unsinn dessen durch den Kopf, was geschehen war und was kommen würde.

Und dann raffte ich mich auf und kleidete meine Gedanken in das Bild des Quantenlandes, welches Holger vor vielen Jahren einmal erdacht hatte. Mein Szenario ist sicher nicht so perfekt, wie das aus Holgers Original, aber nichtsdestotrotz sind die meisten der Prophezeiungen meiner Geschichte später (leider) zur Realität geworden.

So oder so hat die Geschichte wohl viele Leser beeindruckt, was mich besonders freut. Obwohl ich sie ursprünglich nur an sehr wenige Leute gegeben hatte, mit der Bitte, sie nicht weiterzutragen, hat sie sich wie ein Lauffeuer verbreitet.... Besonders verblüfft war ich, als mich „König Edo“, den ich jenseits der Grenzen des Quantenlandes traf, auf die Geschichte ansprach...

Hier also nochmal „für alle“:

Der Untergang des Quantenlandes

Und es trug sich zu, dass sich König Edo und Lord Helm, die beiden Herrscher des Quantenlandes, tief zerstritten. Das Einzige, worauf sie sich noch einigen konnten, war der Verkauf des Landes an den Imperator von Seranien.

Während König Edo sein Geld nahm und in die Ferne zog, um sein Glück zu suchen, blieb Lord Helm als Statthalter des Imperators im Quantenland und wachte darüber, dass den Quanten kein Unheil angetan wurde.

Der Imperator hatte von der überragenden Fertigkeit der Quanten beim Brückenbau gehört. Daher beauftragte er einen alteingesessenen Quanten, den Hofbaumeister Theo, mit dem Bau einer prunkvollen güldenen Brücke für den Schloßgarten von Seranien. Theo machte sich frohen Mutes an die Arbeit und entwarf mit einem Gefolge von Quanten einen Bauplan für dieses große Werk. Doch als sie ihren Plan dem Imperator vorstellten, ward dieser sehr erschrocken über die hohen Kosten und die Vielzahl der erforderlichen Arbeiter.

Nachdem der Imperator zwei Monde unentschlossen verstreichen ließ und die Gefolgen des Hofbaumeisters schon Not litten, weil sie nicht wussten, ob sie nun die Brücke bauen sollten oder nicht, kam dann endlich die lang ersehnte Nachricht: Ja, die Brücke sollte gebaut werden. Aber nur eine ganz kleine und eherne Brücke, statt der großen Güldenen.

Froh, dass sie endlich mit ihrem Werk beginnen durften, machten sich die Gefolgen an die Arbeit. Man überarbeitete die Planung und sagte zu, die Brücke pünktlich zum gewünschten Tage fertig zu stellen.

Unterdessen fiel Lord Helm beim Imperator in Ungnade und wurde des Landes verwiesen. Der Imperator war so zornig über die Hinterlistigkeit seines ehemaligen Statthalters, dass er beschloss, sich fürchterlich an allen Quanten zu rächen.

Er begann, das Land zu teilen. Den einen Teil verkaufte er an einen Prinzen aus dem Süden, den Rest teilte er in zwei Teile und stellte beide in die Obhut eines neuen Statthalters namens Pilatus.

Pilatus war für seine Grausamkeit bekannt. Er machte sich daran, in vorauseilendem Gehorsam dem Imperator alle Wünsche von den Lippen abzulesen. Schon bald nach seiner Ankunft wurde Pilatus seinem Rufe gerecht, als er auf Befehl des Imperators völlig grundlos zwei Dutzend treu ergebene Quanten ans Kreuz schlagen ließ und sie einem jämmerlichen Tode überantwortete.

Unterdessen verfiel auch der Hofbaumeister Theo in Ungnade. Obwohl sich seine Gefolgen im Schweiße ihres Angesichtes plagten, die Brücke rechtzeitig fertig zu stellen und obwohl alles darauf deutete, dass das Werk pünktlich vollendet würde, warf der Imperator dem Hofbaumeister Ungeheuerliches vor. Es sei allein seine Schuld, dass da nun eine eherne Brücke gebaut würde, obwohl der Imperator doch gesagt habe, er wolle ein güldenes Prunkstück!

Der Imperator ward so zornig, dass er den Hofbaumeister seines Amtes enthob und in den Kerker werfen ließ. Er beauftragte seinen getreuen Hofnarren, den Bau der Brücke zu leiten.

Aber natürlich schaffte auch der Hofnarr nicht, in der Kürze der verbleibenden Zeit, aus der fast fertig gestellten eheren Brücke ein güldenes Werk zu machen, obwohl er die Gefolgen des Hofbaumeisters bis zur Verzweiflung antrieb.

Und der Imperator wurde noch zorniger. Er befahl Pilatus, den Baumeister hinzurichten. Einige der Gefolgen des Hofbaumeisters nahmen jedoch all ihren Mut zusammen und wagten einen Befreiungsversuch. Dieser gelang tatsächlich und gemeinsam flüchteten sie aus dem Lande.

Auch in anderen Teilen des Quantenlandes breitete sich Furcht und Verzweifelung aus. Viele Quanten flüchteten in die Fremde und die wenigen Verbliebenen waren nicht in der Lage, alleine alle Felder zu bestellen.

Die Ernte fiel daher sehr, sehr gering aus. Kaum genug, um die Quanten zu ernähren, geschweige denn genug, um die gierigen Ansprüche des Imperators zu befriedigen.

In seinem Jähzorn ordnete der Imperator an, man solle das ganze Land niederbrennen. Und so geschah es, dass aus dem ehemals blühenden Quantenland eine verdorrte, fruchtlose Wüste wurde.

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